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Von Alexander Schuller
Foto: Klaus Bodig / HA
Clemens von Ramin hat vieles probiert, bis er zufällig seine Profession fand: Vorleser
Er schafft es mit seiner Stimme, Literatur lebendig zu machen. Spezialität sind die Klassiker: Thomas Mann, Hermann Hesse, Max Frisch.
Hamburg. Wer ihm zum ersten Mal begegnet und daher in der Regel nicht wissen kann, was er beruflich macht, dürfte beim unvermeidlichen Taxieren einen Schloss- oder Gutsherren vermuten, eventuell einen Berufsoffizier oder einen honorigen hanseatischen Kaufmann. Ja, das könnte alles passen, irgendwie. Aber was bitteschön ist ein "Vorleser"? "Das ist jemand, der durch die Welt zieht und Menschen vorliest", sagt Clemens von Ramin und lächelt, denn wenn er im Laufe einer solchen ersten Begegnung irgendwann seine Profession verrät, hat er schon öfter in verdutzte Gesichter geblickt. Das mag auch am Wörtchen "von" in seinem Namen liegen, das ihn als Mitglied eines (uralten pommerschen) Adelsgeschlechts ausweist. Eher jedoch an der Aura, die diesen schlanken, hoch aufgeschossenen, blonden, 48-jährigen Mann umgibt; eine Aura, in der Anstand, Höflichkeit und Tradition mitschwingen; traditionelle Werte halt, "auf die meine Eltern bei meiner Erziehung penibel geachtet haben, die ich aber keinesfalls missen möchte, denn gute Umgangsformen können das Leben häufig leichter und angenehmer machen", sagt von Ramin. Wenn man jetzt seine Stimme hört, so eine Art klarer Bariton mit einer winzigen Prise Kehligkeit, die Aussprache akzentuiert, jedoch nicht übertrieben, dann weiß man auch, was es vor allem benötigt, um Vorleser zu sein.
Auf einmal stand Ulrike Folkerts neben mir: Sie kenne da so einen jungen Hörbuchverlag, der eine Stimme wie die meine gut gebrauchen könne.
Ja, er habe schon Glück gehabt mit seiner Stimme, sagt er, aber andererseits habe er auch viel ausprobiert, bis er für sich diesen ungewöhnlichen Beruf entdeckt hatte, der ihm endlich Freude macht und ihn erfüllt. "Denn als ich nach dem Abitur meine Lehre als Schifffahrtskaufmann begann, wusste ich bereits nach dem dritten Tag, dass das nichts für mich ist." Er habe die Lehre jedoch durchgezogen, "weil man ja auch mal was zu Ende machen muss." Nach bestandener Lehre ging er zur Bundeswehr, diente zwei Jahre beim Jägerbataillon 66 in Wentorf bei Hamburg, danach wollte er durch die Welt reisen, aber er blieb lediglich neun Monate in Süd- und Südwestafrika hängen, "wo ich – vergeblich – den Stein der Weisen zu finden hoffte." Zurück in Hamburg, nach einem weiteren erfolglosen Anlauf als Schifffahrtskaufmann, begann er für einen amerikanischen Pumpenhersteller als Außendienstmitarbeiter zu arbeiten, bevor ihm dann eine mitfühlende Freundin ein Praktikum als Tonmann bei Fernsehproduktionen verschaffte. Da war er bereits über 30. "Ich machte also irgendwas mit Medien", sagt von Ramin und grinst, "aber die Arbeit gefiel mir prima. Es steht ja schon in der Bibel geschrieben: Sie trugen bunte Gewänder und irrten ziellos umher. Das trug mich zehn Jahre lang." Weil jedoch die Wartezeiten zwischen den Filmklappen häufig enervierend lang waren, begann er, sozusagen aus Daffke, klassische Gedichte auswendig zu lernen. "Na ja, und diese Gedichte rezitiert man dann ja auch mal", sagt von Ramin, "und auf einmal stand die Ulrike Folkerts neben mir und sagte, sie würde da so einen kleinen, ganz jungen Hörbuchverlag kennen, der eine Stimme wie die meine sicherlich gut gebrauchen könne. Mein neues Leben begann also mit einem Crashkurs bei einer Professorin für Stimmbildung und einem Hörbuch für Kinder."
Inzwischen liest von Ramin praktisch überall, wo vorgelesen werden soll: In Seniorenresidenzen ("Mein Königspublikum, denn die Leute haben meistens die Klassiker der Weltliteratur selbst gelesen"), auf Themenwochen in Schulen, auf Seminaren für Führungskräfte ("Ethik in der Literatur"), auf Kreuzfahrten und bei fast allen kleineren und großen Literaturveranstaltungen, bundesweit. Aber man kann ihn auch für private Soiréen engagieren oder als Trainer für Menschen, die ihren Auftritt in der Öffentlichkeit rhetorisch optimieren wollen. Daneben hat von Ramin in den vergangenen Jahren viele verschiedene eigene Literaturprogramme entwickelt, die er dann zum Beispiel im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe – zumeist mit passender musikalischer Begleitung – vorträgt. Das Vorlesen sei ein relativ einträgliches Geschäft, sagt er, zumindest könne er seine Frau und seine beiden Töchter, mit denen er in Grambek im Kreis Herzogtum Lauenburg lebt, ganz gut davon ernähren. "Aber der Weg dorthin war anfangs ziemlich hart, denn ich bin ja schließlich nicht prominent." Von Ramin ist hörbar stolz darauf, dass er sich seine Nische im Literaturbetrieb durch Qualität erlesen und erobert hat. "Ich kann einen Job nur dann machen, wenn ich ihn mit Leidenschaft vertreten kann. Und jedes Buch ist anders. Wie gibt man also den einzelnen Figuren Farbe? Oder wie interpretiere ich die Interpunktion?" Von Ramins Spezialität sind die alten und modernen Klassiker – Thomas Mann, Hermann Hesse, Max Frisch. Aber er liest auch aus "den alten Griechen". Wo es durchaus zugehen könne, wie in Charlotte Roches "Feuchtgebieten". "Der Vorteil des lauten Lesens ist ja, dass man Worte und Gedanken dank seiner Ohren noch intensiver aufnehmen kann. Die Gefahr des raschen Querlesens ist weitaus geringer." Er freut sich zu erleben, dass sein Publikum in letzter Zeit immer jünger wird. Vielleicht deshalb, weil auch der digitalisierte Mensch mittlerweile wieder eine große Sehnsucht nach traditionellen Werten verspürt – die man in der Literatur findet. Vermutet er.
Mit einer fulminanten Lesung unter dem Titel „Septembermorgen“ mit Clemens von Ramin und musikalischer Begleitung endeten am Sonntag die diesjährigen Hesse-Tage. Begleitet wurde die dreitägige Veranstaltung von zahlreichen Führungen durch das Museum, den Ort Gaienhofen und das Hermann-Hesse-Haus am Erlenloh. Zudem stellte Ulrike Längle in einem Vortrag die Ausstellung des Franz-Michael-Felder-Archivs vor.
Jean-Claude Séférian und Clemens von Ramin setzen Edith Piaf ein Denkmal
Namedy-miha. Es gibt Konzerte, bei denen einfach alles stimmt. Solch einen Leckerbissen erlebten die Zuschauer von Burg Namedy, welche im Rahmen der Veranstaltung „Kunst im Park“ deren Höhepunkt entgegen fieberten. Unter dem Titel „Edith Piaf – Heldin und Legende“ traten der charismatische Jean-Claude Séférian (Gesang), seine charmante Ehefrau Christiane Séférian und der wortgewandte Clemens von Ramin (Erzähler) im Spiegelsaal von Burg Namedy auf.
Geboten wurden die bekannten und weniger bekannten Chansons, welche von Liebe und Leid, Glück und Elend strotzten. Umwoben wurden diese herrliche Sangesdarbietung mit der Erzählung der Stationen ihres Lebens (...)
Eigene Kompositionen Séférians bildeten den gefeierten Schlussakkord und ließen den Spiegelsaal zu Applausstürmen und Bravorufen hinreißen. Die Wiedergeburt einer Legende, nämlich der Edith Piafs, war auf Burg Namedy geglückt.
Salon der Leidenschaften
Papendorf - Die "Villa" in Papendorf lud am Sonnabend zum musikalisch-literarischen Salon ein und füllte mit ihrem Angebot den Veranstaltungsraum bis auf den letzten Platz. Solche Anziehungskraft aufs Publikum übten die prominenten Akteure und ihr Programm aus. Die Schauspieler Barbara Auer und Clemens von Ramin, sowie die Pianistin Annika Treutler, hatten Leo Tolstois Ehebruchtragödie "Anna Karenina" zum Gegenstand ihres über zweistündigen Vortrages gemacht. (...)
Auer und von Ramin liehen dabei ihre außerordentlichen Stimmen der unglicklich verheirateten Anna Karenina und dem Grafen Wronski, der leidenschaftlich um sie wirbt. Wie diese Liebesaffäre schließlich zum Bruch von Annas Ehe und letztlich ihrem Selbstmord führt, wurde von den Rezitatoren so überzeugend vorgestellt, dass das Publikum jede Sekunde von der Lesung gefesselt war.
Besomdere Akzente setzten die musikalischen Überleitungen zwischen den Reziatationen durch die junge und schon sehr erfolgreiche Pianistin Annika Treutler
Legendärer Monolog nach Patrick Süsskind krönte die 10. Saison der Kulturtage Dechow
Clemens von Ramin - die Stimme spricht für sich. Wie bereits vor fast genau zwei Jahren mit seinem Tucholsky-Programm "Lottchen wird saniert" füllte der "Vorleser aus Leidenschaft" auch jetzt wieder die Dechower Dorfbühne restlos aus. (...)
Er, der Kontrabass, stehe immer nur im Wege - sogar seiner heimlichen Liebe, beklagte sich Süsskinds namenloser Protagonist in Gestalt des genialen Charaktermimen Clemens von Ramin. Dem Vorleser gelang es dermaßen glaubhaft, in die wechselnden Stimmungen seiner - parallel von Guido Jäger verkörperten - Literaturfigur zu schlüpfen, dass das hingerissene Publikum beinhahe glaubte, der Inhalt seiner beiläufig geleerten Whiskey-Flaschen sei genau so echt - gefühlsecht.
Die virtuosen Spielproben des echten Kontrabassisten Guido Jäger straften das literarische Lamento, kein anständiger Komponist schriebe für Kontrabass, auf wunderbare Weise Lügen. (....)
Gäste: Claudia Baumhöver, Leiterin des Hörverlages und Clemens von Ramin, Vorleser und Schauspieler
Moderation: Gisela Steinhauer
Lesen oder lesen lassen?
Es ist eine uralte Tradition: Das Vorlesen. Ein guter Text, eine starke Stimme - schon kann man sich entführen lassen, in eine andere Welt, in andere Zeiten. Der Reiz des Vorlesens zeigte sich auch am gestrigen bundesweiten Vorlesetag, dem größten Lesefest Deutschlands. Was fasziniert uns am Vorlesen, wie erklärt sich der Boom der Hörbücher?
"Vorleser heißt, mit guten Geschichten die Menschen zu unterhalten", sagt der Schauspieler und Vorleser Clemens von Ramin. "Ich glaube, es ist so eine Art Urbedürfnis, und viele sagen dieses Wort, dieses moderne ´entschleunigend`: Alles ist hektisch, alles ist immer auf der Flucht, aber da ist es so, da sitzt man und ein Mensch, wenn man Glück hat, mit einer ertragbaren Stimme liest etwas Inhaltsreiches vor. Gute Worte, guter Inhalt. Und das berührt die Menschen einfach."
Als Vorleser will er Gefühle wecken, die Zuhörer überraschen und auch herausfordern – mit Texten von Fontane, Heine, Rilke, aber auch von Zola, Tolstoi, Casanova oder Cervantes. Ramin liest in Theatern und Schulen, auf Schiffen und in Schlössern und reist mit seinen Programmen wie den "Erlesenen Begegnungen" quer durch Deutschland.
Seine Überzeugung: "Die Erzähltradition ist mitnichten tot, ganz im Gegenteil. Ich glaube, sie kommt immer mehr zurück, weil die Menschen sich nach Inhalten sehnen und nach Geselligkeit."
"Hörbücher haben eine andere Art von Magie", sagt die Verlegerin Claudia Baumhöver. Die selbst erklärte "Genusshörerin" gründete 1993 den Hörverlag, in einer Zeit, in der Hörbücher noch in dem Ruf standen, "nur etwas für Blinde, Faule und Analphabeten" zu sein. Damals wurde sie für ihre Idee, Hörbücher herauszubringen, belächelt. Heute ist der Hörverlag die Nr. 1 in Deutschland, mit 150 Neuerscheinungen im Jahr und Erfolgen wie "Harry Potter", gelesen von Rufus Beck, oder dem preisgekrönten Hörspiel "Ulysses" von James Joyce, einem über 20-stündigen Mammutwerk, produziert vom SWR. Hörbücher seien wie "Kino im Kopf", nur die Stimme eines Schauspielers zähle, nicht die Maske, nicht das Kostüm, ob in der reinen Lesung oder der opulenten Inszenierung.
Lesen oder lesen lassen?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9.05 Uhr bis 11 Uhr gemeinsam mit Claudia Baumhöver und Clemens von Ramin. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
► Sendung anhören
Papendorf – Mes félicitations – herzlichen Glückwunsch, Villa Papendorf zu dieser musikalisch-literarischen Hommage an die unvergessene französische Chansonette Edith Piaf. Dr. Olav Killinger nahm deren 50. Todestag zum Anlass, um ein außergewöhnliches Trio einzuladen.
Der französische Chansonier Jean-Claude Séferian folgte dem Angebot gemeinsam mit seiner Frau, der Pianistin Christiane Séferian, und dem Vorleser Clemens von Ramin. Letzterer hatte dem Ehepaar einen Auftritt in diesem Dorf am Rande Rostocks ans Herz gelegt und erntete dafür den Dank der beiden Künstler und des begeisterten Publikums.
In Lied und Text zeichnete das Trio das von Höhen und Tiefen geprägte Leben der Piaf nach und ließ auch Wegbegleiter wie Yves Montand, Charles Aznavour, und Gilbert Bécaud musikalisch zu Wort kommen.
Jean-Claude Séferian, einer der wenigen authentischen Protagonisten des Chansons in der Gegenwart, verzauberte das Publikum mit der Intensität und der Einfühlsamkeit seines Vortrages, dabei exzellent am Flügel begleitet von seiner Frau und durch Clemens von Ramin gekonnt von Lied zu Lied geleitet. (...)
W.Geske
Von Martina Goy
Ein wichtiges Wort, vielleicht das wichtigste, benutzt Clemens von Ramin zur Beschreibung seiner Arbeit. "Dabei ist er immer akkurat", heißt es unter der Rubrik "Die Stimme der Klassiker" auf seiner Internet-Seite. Gemeint ist an dieser Stelle sein Umgang mit der deutschen Sprache. Clemens von Ramin, 46, Spross eines alten Adelsgeschlechtes, ist von Beruf Vorleser. Er tritt in Theatern, Schlössern und Kirchen auf, aber auch für private Feiern, Vorstandssitzungen oder Jagdgesellschaften kann man den Mann mit dem auffälligen Bariton buchen, damit er aus den Werken der Welt-Literatur und Leichterem liest. Die Nachfrage steigt, auch wegen ihm. Längst ist er deutschlandweit im Geschäft. "Ich liebe, was ich tue", sagt er. "Darin bin ich hoffnungslos altmodisch."
Wieder so ein Wort, das perfekt zu diesem Mann zu passen scheint. Die Haare sind schwiegermuttertauglich gescheitelt, das Einstecktuch im Blazer sowie die Manschettenknöpfe im Hemd verraten einen gewissen Hang zur klassischen Kleiderordnung, Benehmen und Sprache sind untadelig. Selbstverständlich. "Ich gebe gern zu, Tradition und Werte sind für mich mehr als Äußerlichkeiten", sagt von Ramin. Das zeigt sich auch beim Gesprächstermin. Als Treffpunkt hat er die Plangesche Villa an der Elbe vorgeschlagen, als Auftritts-Profi wohl wissend, dass er dort ins Kaminzimmer hineinpasst, als sei es extra für ihn als Rahmen entworfen: Ledersofa, getrocknete Hortensien auf der Fensterbank, ein Humidor für die Zigarrenliebhaber – in Räume wie diesen ziehen sich seit Jahrhunderten schon die Herren zum Gespräch zurück.
"Vielleicht habe ich wegen meiner Wurzeln irgendwann begonnen, mich für die Lebendigerhaltung der klassischen Literatur einzusetzen", sagt der Mann, dem man auch die Offiziersfamilie im Stammbaum unbedingt ansieht. Vater Olaf, inzwischen 80 Jahre alt, ist ein Vertriebener aus Vorpommern. Nach der Flucht landete er in Schleswig-Holstein, wurde später Offizier bei der Bundeswehr, lernte eine gewisse Charlotte kennen, das Paar bekam drei Kinder. Der Soldatenjob des Vaters bescherte der Familie viele Umzüge. "Immer wieder verlor ich Freunde, musste die Schule wechseln", sagt von Ramin. "Aber die Heimat endgültig zu verlieren, ist schlimmer." Mit Ehefrau Nummer zwei und den Töchtern lebt er inzwischen bei Mölln, in dessen Nähe seine Mutter auf einem Gut aufwuchs. Dort, wo er einst in den Ferien die weit verstreute Rest-Familie traf. Dort, wo er die Liebe zum Landleben entdeckte, die bis heute anhält.
Dass es ihn beruflich einmal in die gediegene Welt der Herrenhäuser, Klein-Bühnen und Konzertsäle verschlagen würde, war in seinem Lebensentwurf ursprünglich nicht vorgesehen. Anders als der Vater und der Großvater hatte der jüngste Sohn der Familie von Beginn an ein Problem mit Befehl und Gehorsam. "Die Abneigung hat sich bis heute gehalten", sagt Clemens von Ramin. "Ich entscheide gern selbst, was ich tun möchte." Dennoch beendete er den Wehrdienst artig, machte, dem elterlichen Ratschlag folgend, eine solide Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann, stellte aber schnell fest, "dass ein Bürojob so gar nicht nach meinem Geschmack war". Es folgte ein Jahr Auszeit, in der er mit dem Rucksack Südafrika und Südwest bereiste, und sich mit Gelegenheitsjobs bei Ranchern über Wasser hielt, indem er half, Rinderherden zu brandmarken. "Den Fall der Mauer erlebte ich in Kapstadt", erinnert er sich an diese abenteuerliche Zeit. Nach der Rückkehr in Deutschland verkaufte er eine Zeit lang Pumpen für eine amerikanische Firma, schnupperte in die Welt der Werber mit ihren schwarzen Rollkragenpullover und Brillen, und landete schließlich auf der Suche nach dem richtigen Job als freier Tontechniker beim Fernsehen. "Ich war jung und brauchte das Geld."
Doch weil die Arbeit beim Film auch viele Pausen und langweilige Wartezeiten kennzeichnet, vertrieb er sich die Zeit mit Gedichte-auswendig-lernen und Rezitieren. Das hatte er vom Vater gelernt, der seine Kinder, wenn er denn zu Hause war, mit dem Aufsagen von Klassikern "quälte". Etwa 200 kannte und kennt der Senior. Dass der Sohn als Rezitator einmal in seine Fußstapfen treten würde, war damals nicht abzusehen. "Das Schwarze auf dem Papier sind Buchstaben", pflegte der Vater den ungern zur Schule gehenden Clemens aufzuziehen. Bücherlesen lehnte der ebenfalls rigoros ab.
Aber weil es nicht nur die Kollegen am Set mochten, wenn der große Blonde am Set Ringelnatz, Tucholsky und Co. zum Besten gab, sondern auch der ein oder andere Schauspieler mitbekam, dass da einer eine Stimme wie aus dem Hörbuch hatte, begann mit Mitte dreißig die wahre Karriere des Clemens von Ramin.
Er nahm Stimm- und Sprechunterricht, traute sich parallel zum Tonjob auf erste, kleine Lesebühnen, besprach auf Anraten und Unterstützung von Ulrike Folkerts, der dienstältesten aller "Tatort"-Komissarinnen, sein erstes Hörbuch, um dann vor 14 Jahren zu beschließen: "Das ist es, was ich hauptberuflich machen möchte." Nebenbei engagierten Produzenten den gut aussehenden Mann nicht nur für den guten Ton ihrer Spielfilme. Von "Adelheid und ihre Mörder" über "Der Untergang der Gustloff" bis aktuell zum "Morden im Norden" reicht inzwischen sein TV-Portfolio. "Meistens spiele ich den Polizisten, Adligen oder Nazi in Nebenrollen", erzählt er gut gelaunt. Imageprobleme macht ihm dieses In-Schubladen-gestopft-werden nicht. "Natürlich ist und bleibt Literatur mein Kerngeschäft. Aber es macht auch Spaß in fremde Rollen zu schlüpfen."
Von Ramin zuzuhören kann süchtig machen. Auswahl und Betonung der Worte verrät auch im lockeren Gespräch den Profi, der bei seinen Auftritten immer im Kopf hat, dass hoffentlich niemand während eines Vortrages einschläft. Nicht, dass diese Gefahr realistisch begründet wäre. Egal ob bei "Literatur in den Häusern der Stadt" oder ein Vorstandstreffen einer großen Versicherung, der Vorleser von Ramin zieht sie alle in den Bann – auch die, die bis dahin mit Literatur nicht viel im Sinn hatten. Sogar in Schulklassen mit Kindern aus vielen verschiedenen Nationen, in denen die Lehrer normalerweise viele Pausen einstreuen müssen, um die Aufmerksamkeit hochzuhalten, schafft er Zuhörer. Zur Förderung der Lesestärke hat er mit Unterstützern das Projekt "Spiel des Lesens", eine Initiative zur Förderung der Lesestärke an Schulen, ins Leben gerufen. Doch nur, wenn sich weiter Sponsoren finden, kann er Kindern auch aus der Unterschicht den Spaß am Lesen und Zuhören vermitteln. So wie es seine kleinen Töchter spielerisch gelernt haben. Eine deren liebste Beschäftigungen zu Hause heißt – vorlesen.
Grundsätzlich sei die Auswahl der Lesestoffe für seine Auftritte allerdings nicht einfach, bekennt er. Die großen Dichter der Weltliteratur gehen immer, doch Unbekannte haben es schwer. Und auch thematisch sind beispielsweise emotional negativ besetzte Begriffe wie "Tod" und "Alter" in Deutschland bislang nicht zu verkaufen– "trotz einer demografischen Entwicklung, die jeder kennt, die viele aber nicht wahrhaben wollen". Und auch beim Thema Heimat sind Akquise und Vermarktung schwierig. "Als ich eine Lesung mit diesem Titel machen wollte, hieß es sofort, Herr von Ramin, wer so aussieht wie Sie und dann so ein Thema anbietet, das lassen wir mal lieber", erinnert er sich.
Vor fünf Jahren kreierte er dennoch seine eigene Lesereihe. Immer wieder hatte er sich anhören müssen, bringen sie doch einen Promi mit, dann ist die Hütte garantiert voll. Zwar tritt von Ramin unter anderem mit der Schauspielerin Barbara Auer zusammen auf, doch davon abhängig machen will er sich nicht. Bei seinen "Erlesenen Begegnungen" lässt er sich in seiner Heimatstadt Hamburg lediglich musikalisch begleiten. Am 24. Oktober ist es wieder soweit. Im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe liest er aus "Patrick Süskind – Der Kontrabass", begleitet, natürlich, vom Kontrabass-Spieler Guido Jäger. Bei aktuellen Stoffen wie diesen, sind seine Zuhörer altersmäßig gemischt, denn der berühmte und auf Bühnen oftmals gespielte Monolog eines Kammermusikers mit der komplizierten Beziehung zu seinem Instrument, ist etwas für alle Generationen. Dass er gut ankommt mit seinem archaisch anmutenden Job, dass ihm die Zuhörer nicht nur Ausführung, sondern auch Inhalt abnehmen, hat vielleicht etwas mit der Zerrissenheit dieses Mannes zu tun. Was äußerlich wohl geordnet wirkt, steht in manchen Lebensphasen konträr zur inneren Befindlichkeit. Der ältere Bruder wählte mit 22 Jahren den Freitod, hinterließ in der Familie eine große Lücke. Auch von Ramin kennt Zeiten düsterer Stimmung, aus denen nur professionelle Hilfe Betroffene herausholt. Und auch wenn der Weg manchmal schwer war, hat er eine wichtige Erkenntnis gewonnen. "Es gibt keine Alternative zum Leben." Auch das ist seine Botschaft.
Gaienhofen - Seit zwanzig Jahren gibt es die Tagung mit Lesungen und Vorträgen zu dem Dichter Hermann Hesse. Immer wieder treffen sich dort auch alte Bekannte.
Zur Eröffnung der diesjährigen Hermann-Hesse-Tage in Gaienhofen begrüßte Bürgermeister Uwe Eisch mit herzlichen Worten die zahlreichen Gäste. Aus vielen Bundesländern sowie aus der Schweiz kommen die Hesse-Freunde, die sich zu den einzelnen Veranstaltungen angemeldet haben. Mit dabei sind, wie schon in den vergangenen Jahren, auch Angehörige der Hesse-Familie: die Enkel Simon Hesse, Christine Widmer-Hesse und Silver Hesse. Sie sind aus der Schweiz angereist und bekunden so ihr großes Interesse an der Veranstaltung. Viele Teilnehmer kommen immer wieder gern zu dieser beachtlichen Tagung, die nun schon seit zwanzig Jahren stattfindet und bei der stets auch manches Neue über den berühmten Dichter und sein Werk zu erfahren ist. Das gilt sogar, wie Simon Hesse im Gespräch bestätigt, für die Mitglieder der Familie.
Die Vortragsreihe ist wieder vielschichtig und behandelt unterschiedliche Facetten aus Leben und Werk des Dichters.
Gleich beim ersten Sachvortrag ging es um zwei dieser Themenbereiche, die für den Dichter sehr wichtig waren und mit denen er sich zeitlebens intensiv beschäftigt hat: das Alter und die Musik. Der Rezitator Clemens von Ramin las aus seiner von ihm sehr gut zusammengestellten Auswahl von Texten Hesses, aus Gedichten, Romanen, Briefen, was der junge wie der alte Dichter zu diesen Themen erfahren, beobachtet und zu sagen hatte. Die Zuhörer erlebten so ein Stück der geistigen Bandbreite, mit der Hermann Hesse unsere Welt angenommen und betrachtet hat.
Lesung auf Gut Frauenhof mit Clemens von Ramin und Natalie Böttcher verzauberte das Publikum.
ESGRUS | Wer möchte das nicht, die unvergleichlichen, urkomischen, bitterernsten und doch so unterhaltsamen Texte Kurt Tucholskys in der anheimelnden Atmosphäre des Frauenhofer Torhauses zu Esgrus erleben, vorgetragen von Sprecher und Filmschauspieler Clemens von Ramin, der mit seiner unwiderstehlichen Stimme die vielen Facetten Tucholskys dem Publikum nahe zu bringen vermag.
Etwas Biografie zu Beginn musste sein, um "Peter Panther", "Theobald Tiger" und "Ignaz Wrobel" zu verstehen - Pseudonyme, unter denen Tucholsky seine Texte veröffentliche. An diesem sonnigen Nachmittag sollte eher die heitere Seite des Herrn Tucholsky zu Wort kommen und die Gedanken, die er sich beispielsweise über Frauen machte. Warum diese Wesen nur immer so viel Zeit benötigen, ehe sie ausgehfertig sind. Oft stellte er eine schockierende Aussage in den Raum wie "Frauen sind eitel - Männer nie" und korrigierte sich sogleich mit herrlich spitzer Feder. Egal ob "Menschen unerträglich sind", sie immer das wollen, was sie gerade nicht haben, oder die National-Ökonomie auf den Punkt genau erklärt wird - Tucholsky wirkte so aktuell, als habe er nicht bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben.
Natalie Böttcher mit ihrem Akkordeon brachte einen besonderen Touch hinein, intonierte mit flinken Fingern passende Hits aus den goldenen Zwanzigern und griff temperamentvoll und einfühlsam auch mit ihrer Mimik die Stimmung der vorgetragenen Gedichte und Geschichten auf.
Clemens von Ramin zeigte Tucholsky auch als Familienmenschen, als einen, der sich Gedanken über den Tod und das Postgeheimnis machte und auch nicht vor einer "wissenschaftlichen" Abhandlung über "das Loch" zurückschreckte.
Anrührend, wie er "Mutters Hände" beschrieb, liebevolle Gedanken über die Ehe hegte. Immer steckt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in Tucholskys Betrachtungen des Lebens.
Dass etliche Zuhörer nun zu Hause möglicherweise erneut nach einem Band von Tucholsky greifen werden, dafür hat Clemens von Ramin mit seiner wohlmodulierten Stimme gesorgt. Jedenfalls sang das enthusiastische Publikum zum Schluss begeistert mit bei Natalie Böttchers Intonation von "Es muss was Wunderbares sein".
(Ursula Raddatz)
Dechow Die Dechower Kulturtage machten auch bei der Abschlussveranstaltung der mittlerweile siebten Spielzeit ihrem tadellosen Ruf alle Ehre. Der Saal war schon lange vorher ausgebucht. Und dies bei einem heutzutage eher selten aufgeführten Thema wie der Literatur von Kurt Tucholsky.
„Lottchen wird saniert“, so hatten Vorleser Clemens von Ramin und seine charmante musikalische Partnerin Natalie Böttcher am Akkordeon ihr Programm betitelt. ...
Die hochtalentierte Absolventin der Mussorgski-Musikakademie St. Petersburg und der bekannte Vorleser und Sprecher erwiesen sich als Künstler-Duo, das sein Publikum bei allem Anspruch ans Mitdenken über zwei Stunden trefflich zu unterhalten vermochte. ...
... Clemens von Ramin setzte als Rezitator seine Stimme wohldosiert ein, modulierte behutsam und deutlich, modulierte die Geisteskinder des Dichters ungemein plastisch. Ob es sich um Wortspielereien und Worterfindungen handelte, mit denen Ringelnatz sich selber vor "Gefühlsduselei" bewahren wollte, wie "die erkältete Mulattin" oder um Tiefgründiges, wie das "Andenken an den Vater", Groteskes wie das "Terrabarium" oder beinahe Vergessenes, wie die "Flugzeuggedanken", diese Mischung ließ einen tiefen Blick in das Wunderland der Ringelnatzschen Vielschichtigkeit.
Wie um diese zu untersreichen, hatten sich zwei famose Musiker dazu gesellt. Natalie Böttcher mit einem Akkordeon, das nicht nur optisch funkelte und strahlte: zärtlich, schelmisch, spöttisch, Spiel und Minenspiel waren im Einklang mit Musik und Dichtung. Passend zu Ringelnatz` Lebenszeit kamen die frechen Hits der "goldenen Zwanziger", Pariser Musettewalzer und Tango, frisch und flott daher. Henry Altmann am Kontrabass glänzte dazu in seiner Vielseitigkeit. Virtuos-grandios, wie er "Guten Abend, gute Nacht" im Bass intonierte und meistens das Tüpfelchen auf das ringelnatzsche I setzte.
Das wunderbar harmonierende Trio durfte natürlich den "Kuddel Daddeldu" nicht aussparen... Umrahmt von Seemannsliedern knarzte Clemens von Ramin den alten Seebären so köstlich, dass man ihm am liebsten einen Spucknapf für den "unvermeidlichen Priem" hingestellt hätte...
Der Vorleser Clemens von Ramin erweckt die großen Werke der Weltliteratur zum Leben. Mit seinem warmen Bariton begeistert er zunehmend auch die Gäste exklusiver Firmen-Veranstaltungen.
Er besitzt ein Smartphone und einen Facebook-Account, aber so ganz warm geworden ist Clemens von Ramin mit den modernen Kommunikationsmitteln noch nicht. „Dieses ganze Geblogge und Getwitter empfinde ich als unglaublich stumpf“, sagt er. „Ich bin ein Menschenfreund. Ich will Leute treffen und mit ihnen sprechen, von Angesicht zu Angesicht.“
Sprache und Begegnung: Diese beiden Begriffe sind zentral für das Leben und Schaffen Ramins. Seit nunmehr 13 Jahren widmet er sich den Klassikern der Weltliteratur und liest ihre Werke in Konzertsälen, Schulen und Theatern vor: Fontane, Mann, Heine, Tolstoi, Casanova etc. Mit seinem ausdrucksstarken warmen Bariton nimmt er das Publikum mit auf eine Reise durch die menschliche Gefühlswelt. Liebe, Hass, Verzweiflung, Freude: All diese Empfindungen macht Ramin bei seinen Lesungen erlebbar. Ist sein Auftritt beendet, mischt er sich meistens noch unter die Gäste und sucht den persönlichen Kontakt zum Publikum. „Literatur ist ein idealer Anlass, um mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Das schätze ich sehr“, sagt er.
„Ich will überraschen“
Die verbindende Kraft der Literatur entdecken auch immer mehr Unternehmen. Für den Designmöbel-Hersteller Cor/Interlübke zum Beispiel entwickelte Ramin eine Lesereihe, mit der er seit acht Jahren unterwegs ist. Hapag Lloyd Kreuzfahrten greift ebenfalls gerne auf seine literarischen Dienste zurück. „Die Lesungen finden meistens in einem kleinen Kreis ausgewählter Kunden statt. Diese Mischung aus Exklusivität, Gemütlichkeit und Kultur schafft eine menschliche Nähe, die es im normalen Geschäftsleben gar nicht geben kann“, erzählt Ramin. Häufig dauern die Veranstaltungen viel länger als ursprünglich geplant. Die Gäste genießen einen guten Tropfen, lernen sich kennen und plaudern bis tief in die Nacht miteinander. „Abende wie diese bleiben den Menschen in Erinnerung. Einen solchen Effekt kann man mit Facebook-Aktionen gar nicht erreichen“, sagt Ramin.
Die Konzepte für die Leseabende entwickelt der 45-Jährige selbst. Oft arbeitet er mit Musikern, zeitweilig auch mit Dramaturgen zusammen. Bei der Auswahl der Texte orientiert sich Ramin zwar an den Werten des jeweiligen Unternehmens, sucht aber stets einen ungewöhnlichen Zugang zur Firmenkultur. „Fachvorträge hören die Gäste oft genug“, sagt er. „Ich will die Leute überraschen, zum Beispiel mit einem Text von Tucholsky, der sich auf höchst unterhaltsame Weise mit dem Wesen der Nationalökonomie auseinandersetzt.“
„Gute Literatur ist zeitlos“
Dass anspruchsvolle Kultur die Menschen auch heute noch begeistern kann, ist für Ramin das größte Geschenk. „Gute Literatur ist zeitlos“, sagt er. „Ein Gedicht wie Hermann Hesses Stufen zum Beispiel wird immer eine Bedeutung haben.“ Ganz im Gegensatz zu einer Casting-Show oder der Biografie eines Fußballstars: „Mit Verlaub: Aber dieser beliebige Output der Medienindustrie interessiert doch schon morgen niemanden mehr. Zum Glück haben die Menschen das begriffen und räumen den Werken der großen Klassiker wieder einen Platz ein. Auch in der Geschäftswelt.“
Ausgestattet mit einer ausdrucksstarken Stimme und einem feinen Gespür für gute Literatur, tritt der Vorleser Clemens von Ramin seit 1999 bei Festivals, in Theatern sowie bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen auf. Zudem liest er Hörbücher und spricht Dokumentationen. Auch für v. Stern hat Ramin bereits mehrfach gearbeitet.
Autostadt-Themenreihe „Heimweh“ ging mit Clemens von Ramins Abend der Erzählkunst niveauvoll zu Ende.
Seine Freunde titulieren ihn gerne mal als den „Ritter der deutschen Sprache“, jedenfalls liebt Clemens von Ramin sprachliche Wohlklänge, schöne Formulierungen, Lyrik und Qualitätsliteratur. Gestern Abend war mit Texten zum Thema Heimweh zu Gast in der Autostadt und las vor – das, was er nach eigenen Aussagen am allerliebsten macht.
„Etwas anderes will ich gar nicht“, erklärte der Mann mit der warmen Bariton-Stimme im WN-Gespräch vor der Lesung. Er kennt die Fragen nach dem offenbar so irritierenden „Nur-Lesen-Wunsch“ Er weiß um den aktuellen Vorlese-Trend vieler Promi-Schauspieler und die Lesungen von Autoren zweifelhafter Qualität. „Ich bin lieber ein kleiner Qualitätspromi“ sagt er selbstbewusst und was er damit meint, muss er nicht erklären. Der Abend mit ihm und seiner musikalischen Partnerin, der italienischen Harfenistin Marina Paccagnella, sprach für sich.
Zwei Menschen mit Heimweh im Blut haben von Heimweh erzählt – die eine, weil sie wegen ihrer großen Liebe die Heimat Italien als 25jährige einst gen Deutschland verlassen hat, der andere, weil seine Eltern und Schwiegereltern Vertriebene mit pommerschen und ostpreußischen Wurzeln sind. Das prägt, zumal zwei so sensible und emotionale Menschen wie Clemens von Ramin und Marina Paccagnella. Musik und Text gingen bei diesem Programm eine kongeniale Verbindung ein. „Mich reizt es die Leute zu rühren“, sagt von Ramin und spricht von Leidenschaft, seiner Leidenschaft für das Vorlesen. Die Musik verdeutlicht Stimmungen, die die Texte erzeugen. Das Publikum ist schnell gefangen von der Stimme von Ramins. Sie ist weich, wohltönend, sanft und einschmeichelnd.
Ein Brief von Brentano liegt dem Vorleser besonders am Herzen. In ihm geht es um Heimweh nach der Liebe der geliebten Frau.
Auf Applaus legt Clemens von Ramin verhaltenen Wert. Sein Lohn ist die Stille während der Lesung. Vom Vorlesen leben kann man, nebenbei bemerkt, offenbar auch recht gut. Clemens von Ramin macht das seit nunmehr 13Jahren.
Marina Paccagnellas Arbeit lebt auch von der Stille, aus der allerdings Klänge entwachsen. Sie illustriert den letzten Abend der aktuellen Autostadt-Themenreihe mit Musik voller Sehnsucht, Träumereien und Erinnerungen. Es war ein Abend der schönen Künste und der Sprache des Herzens.
Bettina Enßlen
Das Forum Kultur und Umwelt holte im Rahmen der Reihe „Energie in der Linse“ mit seiner Lesung „Wenn Träume Flügel bekommen“ das mystische Afrika in den Gemeindesaal der Christuskirche Geesthacht. Der Vorleser Clemens von Ramin las aus „Der Junge, der den Wind einfing“, eine wahre Geschichte aus Malawi von William Kamkwamba.
Einführend sagte Ramin: In Malawi herrschen gänzlich andere Lebensbedingungen als bei uns. Die Lebenserwartung liegt dort zwischen 47 und 54 Jahren, jede Frau bekommt statistisch 6,3 Kinder. Mit seiner einfühlsamen Stimme entführte er die Zuhörer augenblicklich ins ferne Afrika. Die Sprache des Buches war so anschaulich, als wäre die Wärme der Sonne Afrikas auf der Haut zu spüren und das Lachen des Vaters der Hauptfigur halte scheinbar fröhlich und ansteckend durch den Gemeindesaal. Als von Ramin das Fangen eines Vogels mit einer selbstgebastelten Falle beschrieb, brach der Junge dem Vögelchen, nachdem er die Wärme des Gefieders und den Herzschlag gespürt hatte, mit zwei Fingern das Genick.
Die Zuhörer meinten das leise Knacken der Knochen zu hören. Ein wunderbarer Vorleser, Clemens von Ramin erweckte das Buch zum Leben. In den Lesepausen erklang der afrikanische Gesang mit Trommeln, temeperament- und gefühlvoll dargebracht von Hedy Adam aus Lüneburg und Ismaila Diouf aus dem Senegal.
Die Zuschauer lauschten gespannt, unter ihnen auch Pastor Scheel sowie Gäste aus Lauenburg und Geesthacht. Der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg, die Christuskirche der Kirchengemeinde Düneberg, Partnerschaft Afrika KunstVoll am Zug hatten diese außergewöhnliche Lesung initiiert.
Hamburg, 27. März 2011, 22 Uhr. Heute wurden die Uhren umgestellt, auf Sommerzeit. Heute wurde in Baden Württemberg und Rheinland Pfalz gewählt – mit denkwürdigen Ergebnissen. Ich komme gerade von einem Konzert in der kleinen Hamburger Musikhalle zurück, und im Fernsehen schlagen sich die üblichen Politprominenzen nach längst entschiedener Schlacht immer noch um Sieg und Sieg und Sieg. Die Phrasendrescherei nimmt kein Ende. So, als wäre nichts geschehen.
Heute Abend hat in Hamburg auch ein Konzert stattgefunden. Eine reine Privatinitiative – zugunsten der Opfer der Katastrophe in Japan. Die Geschichte ist so kurz wie beeindruckend: Vor genau zehn Tagen entschied der Sprecher und Vorleser CLEMENS VON RAMIN spontan, etwas ZU TUN. Er rief den Chorleiter CLEMENS BERGEMANN an, und wenige Stunden später war die kleine Musikhalle für dieses Benefizkonzert gebucht. Es mag ein Zufall sein, aber dann ist es schon ein recht mächtiger Zufall, dass der CANTEMUS KINDERCHOR des Herrn Bergemann gerade den KITA-KYUSHU ACADEMY CHILDRENS CHOIR aus Japan, zu Gast hat. Ich werde jetzt nicht berichten über die Volkslieder, die beide Chöre wechselseitig in deutsch oder japanisch gesungen haben, nicht über die Haikus und weitereTexte, die Herr von Ramin vorgetragen hat, und auch nicht über das Wiegenlied des Hamburgers Johannes Brahms, dass zum Schluss von achtzig deutschen und japanischen Engelsstimmen gemeinsam vorgetragen wurde. Nicht darüber, dass es im Text dort heißt: „Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt .“
Nein, ich MUSS darüber berichten, was dann geschah. Die Hamburger Chorkinder suchen sich jedes ein japanisches Chorkind. Hand in Hand bildeten sie im Publikumsraum eine Kette um ihre in der Masse sehr erwachsenen Zuhörer. Der Chorleiter Clemens Bergemann sitzt auf der Bühne am Klavier und kündigt an: „Bei unseren internationalen Chortreffen singen wir zum Schluss immer einen Segen.“
Dann hören wir in englischer Sprache ein Lied des Komponisten John Rutter:
The Lord bless you and keep you;
The Lord make His face to shine upon you
To shine upon you and be gracious
And be gracious unto you.
The Lord bless you and keep you
The Lord lift His counternance upon you,
The Lord lift His counternance upon you
And give you peace, and give you peace;
And give you peace, and give you peace.
Amen.
Übersetzen sie das selbst, schlagen sie jedes einzelne Wort nach. Ich kann den so offenen, lieben, leuchtenden Augen der Kinder nicht mehr standhalten. Denn die Wahrheit ist: DIESE KINDER SEGNEN UNS, und WIR ZERSTÖREN GERADE IHRE WELT.
Denn WIR sind verantwortlich für den Wahnsinn. WIR bürden diese von Menschen unkontrollierbaren Risiken genau diesen Kindern – und das sind ALLES UNSERE KINDER – auf.
WIR, das sind die Väter und die Mütter, die Onkel und die Tanten, die Großväter und Großmütter, und auch all die Kinderlosen. Uns, diese erbärmlich unverantwortlichen Erwachsenen, die den ganzen Atomdreck schlussendlich wider besseres Wissen nicht verhindert haben, der den Kindern und Kindeskindern jetzt übereignet wird, uns SEGNEN plötzlich diese unschuldigen Kinder in Hamburg, diese Kinder aus Hamburg – und ihre japanischen Freunde – DIE OPFER?! Da sind die Worte „gracious“ und „peace“ und „Amen“. Schlagen sie wenigstens das nach.
Es mag sein, dass es jetzt schon viertel-nach-zwölf ist. Aber wir können immer noch etwas tun.
G.R.
Clemens von Ramin hat eine vorweihnachtliche Stimmung mit Lesung und Musik in die Kleine Laeiszhalle gezaubert.
Zu „weihnachtlicher Lesung mit Musik“ haben sich am Nachmittag und Abend des 3. Advents mehr als 1200 Mitglieder der Hamburger Voksbühne zu einem bunten literarisch-musikalischen Programm mit dem Vorleser Clemens von Ramin getroffen. Schon der Einzug des Kinderchores, unter der Leitung von Corinna und Clemens Bergemann, verbreitet mit Benjamin Brittens „Ceremony of Carols“ eine festliche Stimmung im Saal.
Wie gewohnt begeistert Clemens von Ramin die gespannten Zuhörer mit seinen sorgsam ausgewählten und einfühlsam vorgetragenen Geschichten, und bringt das Publikum zum Nachdenken und Schmunzeln.
Am Ende bedankt sich das Publikum mit lang anhaltendem Applaus.
Viele Mitglieder und Freunde freuen sich schon jetzt auf die Weihnachtsveranstaltung im nächsten Jahr, die am 4. Adventsonntag um 15:30 und 19 Uhr wieder im Kleinen Saal der Laeiszhalle stattfinden wird.
bd
Festspiele
Wenn Erwachsene wieder zu Kindern werden können, ist Weihnachten nicht mehr weit
Ulrichshusen. Als Clemens von Ramin am Wochenende die bekannte Geschichte „Pelle zieht aus“ von Astrid Lindgren im Schlosssaal von Ulrichshusen als Zugabe erzählt, sind keine Kinder im Publikum. Die Generation der Zuhörer hat mehrheitlich schon Enkel, lacht über die Rollengewandtheit des Rezitators und über das Widererkennen eigener Erlebnisse. Stimmen der Erinnerung sind hier zu erleben.
Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern haben dazu das Londoner Gaudi Piano Trio eingeladen. Werke von Fredédéric Chopin und Robert Schumann bilden die Kontrastmusik zu den Kinderszenen der Erinnerungsliteratur. Mit Bravour erledigen die drei jungen Solisten ihre Aufgabe; leidenschaftlich, träumerisch und zart, zupackend und harmonisch geben sie Kostproben ihres nahezu perfekten Zusammenspiels.
Clemens von Ramin genießt die solide musikalische Arbeit der Kollegen sichtlich; wenn er erzählend übernimmt, spornt ihn die Vorgabe hörbar zu differenzierter Rollenprosa. Zum Meisterstück formt er Wolfgang Borcherts beeindruckende Trümmergeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“. Nachdenklich spielt er die Rollen des neunjährigen Jürgen und des alten Mannes durch und öffnet der Wahrnehmung der gewaltsamen Gefährdung des friedlichen Lebens eine Lücke. Die heile Welt kann mancherorts und zu mancher Zeit nicht nur für Kinder eine Illusion bleiben. Auch daran erinnert Weihnachten.
Die jungen Musiker rüsten derweil mit Schumanns Fantasiestück op. 88 zum Finale. Eine zart gehaltene Romanze, eine kräftig schnatternde Humoreske und ein langsam ausgehauchtes Duett beschließen ein anspruchsvolles Programm.
M.Wolf
ESGRUS .... Eine Welt für sich ist auch die anrührende Geschichte vom „kleinen Prinzen“, dessen Erfinder Antoine de St. Exupéry auf kindlich-fantasievolle Art philosophische Lebensweisheiten in die Welt der Erwachsenen zu transportieren versteht. Sehr schnell zieht der erfahrene Sprecher Clemens von Ramin die Zuhörer in seinen Bann – mit warmer baritonaler Stimme lässt er Blume, Schlange, Fuchs und Schaf lebendig werden, überstrahlt von tausend Sonnenuntergängen hinter den Millionen von Fantasie-Sternen zu leuchten beginnen. Traurigkeit und Freude, Einsamkeit und das wertvolle Geschenk einer Freundschaft schwingt in Ramins nuancenreichen Sprach-Modulationen gleichermaßen mit und verführen zum Träumen.
Dies setzt sich fort in eingängiger Musik, mit der das gut aufeinander eingespielte „Trio Adorno“ gefühlvoll-romantisch die Geschichten um den in der Wüste gestrandeten Flieger einbettet. Von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Felix Mendelssohn und Anton Dvorak bis hin zu Maurice Ravel erfüllt das Trio seine wichtige Aufgabe als Traumvehikel auf das Beste!
Dank ausgesucht feiner Piecen der bekannten Musikheroen entführen Lion Hinrichs, Klavier, Christoph Callies, Violine, und Samuel Selle, Violoncello, in effektvoller Präsenz die gebannt lauschenden Zuhörer auf den Planeten des kleinen Prinzen...
„Man sieht nur mit dem Herzen gut“, so sagt der Fuchs zu dem kleinen Prinzen. An diesem Sonntag-Nachmittag wird klar, dass man vielleicht mit dem Herzen auch besser hört!
Ursula Raddatz
Helmstorf – Im hochherrschaftlichem Ambiente, so, wie einst in den literarisch-musikalischen Salons Wiens oder Berlin zu Beginn des 19. Jahrhunderts durften sich zahlreiche Zuhörer wähnen, als diese im Herrenhaus in Helmstorf einer nicht alltäglichen Darbietung lauschen durften. (...)
Ein emotionales „Portrait in Wort und Musik“ über den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
Clemens von Ramin rezitierte nach einer Würdigung des Komponisten einige aussagekräftige Briefe des jungen Felix über seinen Aufenthalt beim Dichterfüsten Johann Wolfgang von Goethe im Weimar oder las mit plastisch-emphatischer Stimme und deutlich zahlreiche Erinnerungen und Notizen von Freunden und Bekannten wie dem Geiger Joseph Joachim, Robert Schumann oder der Baronin Jenny von Gustedt.
Zwischen den atmosphärisch gut plazierten Bezügen zu Mendelssohns Wesen und Denken musizierte das sehr geschätzte Lübecker „Duo Kalinowsky“, wohinter sich die Pianistin Bella Kalinowska und der Bratscher Semjon Kalinowsky verbergen. Sie warteten mit einigen berühmten Liedern ohne Worte aus den Opera 19, 38, 53 und 102 von Mendelssohn auf, die sie eigens für Viola und Klavier arrangiert hatten, aber auch ein Phantasiestück von Carl Reinecke, eine Romanze aus op. 22 von Clara Schumann und das Adagio aus der Feder von Felix’ Schwester Fanny, welche sie stets mit warm-schmelzendem Ton und gefühlvollen Anschlag interpretierten. Bewegend auch der Schluss des in die Dunkelheit gehenden, überaus gelungenen Abends, als Clemens von Ramin unter trauermarschähnlichen Klängen des Klaviers den Nachruf Schumanns zum Tode seines Freundes Felix las und anschließend dessen Lied ohne Worte op. 62 Nr. 2 das letzte Worte erhielt.
Briefe und Musik des Komponisten vorgetragen
Büren. Kaum einer der Gäste, die am Samstag in die Niedermühle kamen, waren wohl vertraut mit Briefen aus dem Leben Felix Mendelssohns. Diese Briefe bildeten das Kernstück der Veranstaltung "Mendelssohn – ein Portrait in Wort und Musik". Sie waren ein Einstieg in die Welt der Musik Mendelssohns und in die Welt der deutschen Romantik.
Der Sprecher Clemens von Ramin trug Briefe des 12-jährigen Felix vor, deren sprachliche Qualität und Lebendigkeit dem Zuhörer Szenen aus dem Leben des berühmten Komponisten bildlich vor Augen führte. Da trat Goethe auf, der nicht genug kriegen konnte vom Spiel des Kindes und sich doch darüber ärgerte, dass der junge Mendelssohn so gar kein Interesse an der Naturwissenschaft hatte. Da erzählt Mendelssohn, dass Goethe eigentlich keine stattliche Erscheinung ist, aber doch immer gute Laune hat, wenn er ihm etwas vorspielt.
Mendelssohn nutzt die Briefe – zunächst an die Eltern, später an Schwester Fanny und andere, um seine Empfindungen über die Musik und die Menschen seiner Umgebung überschwänglich und bildreich in Worte zu fassen.
Der Vortag von Clemens von Ramin lies die Zuhörer Kino im Kopf erleben. Keine schnelllebigen Bilder waren das, sondern sich tief einprägende Eindrücke, die mehr Lust machten, sich mit Mendelssohn und seiner Zeit zu beschäftigen, vielleicht aber auch öfters einer Lesung zu lauschen, und einfach nur zu genießen, zuhören zu dürfen.
Gesteigert wurde dieser Eindruck vom Spiel der beiden Musiker, die verschiedene Stücke Mendelssohns, aber auch anderer Komponisten, die in den Briefen erwähnt wurden vortrugen. Semjon Kalinowsky an der Viola und Peter Nauk am Klavier ließen die vorgetragenen Texte musikalisch nachwirken. Die in den Briefen geschilderten Empfindungen verbanden sich mit der Musik zu einem gelungenen abendlichen Gesamtkunstwerk.
Von HEIKE HÜSCHEMENGER
NÜMBRECHT. „Die kulturelle Landschaft würde ärmlicher aussehen, wenn es diese Förderung nicht gebe. Denn es ist wichtig, dass den Telenovelas, Koch- und Richtershows etwas anderes entgegengesetzt wird“, sagte der Vorleser und Sprecher Clemens von Ramin über das Engagement der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln. Im Zwinger des Schlosses starteten gestern die Jubiläumsfeierlichkeiten der Stiftung, die seit 25 Jahren Literatur, Musik, Kunst, Denkmal- und Heimatpflege in Oberberg fördert.
Dieses kulturelle Engagement spiegelte der Auftritt von Ramin auf unterhaltsame Weise wider. Er rezitierte Sommergedichte von Carossa bis Ringelnatz, dazu spielten die jungen Musiker Julian Schmitz, Hanna Atug, Lisa Streppel und Marco Zillgen unter Leitung des Wipperfürther Musikschulleiters Thomas Fahlenbock.
Zuvor hatten Klaus Tiedeken, Mitglied des Vorstandes der Kreissparkasse Köln, und Landrat Hagen Jobi als Vorsitzender Kuratoriums auf die stolze Entwicklung der Kulturstiftung Oberberg hingewiesen. Beide hoben hervor, dass hier eine 25-jährige Erfolgsgeschichte geschrieben wurde, bei der eine Summe von 2,9 Millionen Euro ausgeschüttet, das Stiftungskapital von 2,6 Millionen vollständig erhalten - und Oberberg noch schöner gemacht wurde ...
Lesung aus Tolstois Klassiker „Anna Karenina“
Bad Kissingen. Einen literarisch musikalischen Einblick in die moralische Einstellung der adligen russischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts vermittelte eindrucksvoll die Lesung aus Leo Tolstois berühmten Roman „Anna Karenina“. Garanten für einen feinsinnig-unterhaltsamen Abend im Kurtheater waren die Rezitatoren Eva Klemt und Clemens von Ramin sowie die Pianistin Ekatarina Doubkova.
Die drei Künstler waren zu Gast beim Winterzauber in Bad Kissingen und hatten neben dem Klassiker der Weltliteratur von Tolstoi auch Klaviermusik dabei, die mehr als nur eine Abwechslung im Rahmen der fast zweistündigen Lesung war. Die junge Künstlerin interpretierte dabei Werke von bekannten russischen Komponisten wie Modest Mussorgsky, Skrijabin, Sergej Rachmaninoff und Sergej Prokofiev einfühlsam und setzte somit eigene Akzente im Rahmen des wundervollen Abends.
Nichts sollte ablenken
Die Rezitatoren, die aparte Schauspielerin Eva Klemt und der gefühlvolle Literaturliebhaber Clemens von Ramin, präsentierten sich schwarzgekleidet und auf einfachen Stühlen, so dass nichts von den Textpassagen ablenkte und nichts zwischen ihnen und dem aufmerksamen Publikum störte. Die Zuhörer im Theater wurden schnell eingefangen von den sich abwechselnden Akteuren auf der Bühne – und vor allem mit den stimmlichen Qualitäten der Rezitatoren.
Liebe, Lust und Tod
Frau Klemt und von Ramin hatten sich für die Lesung einen Handlungsstrang aus Tolstois 1877/78 erschienen Roman ausgesucht, der sich auf die Hauptpersonen Anna Karenina und dem Grafen Aleksey Wronskij konzentrierte. In zwölf Sequenzen – beginnend mit dem ersten, eher flüchtigen Aufeinandertreffen der beiden am Bahnhof und endend mit dem Freitod von Anna Karenina – vermittelten sie den Zuhörern die emotionale Seite der Handlung sowie Lust und Leid der Charaktere. In diesen zwei Stunden waren Liebe und Entfremdung, Wünsche und moralische Grenzen, Freiheit und gesellschaftliche Zwänge, Leben und Tod verpackt. (...)
Sehr herzlicher Beifall
Die Übergänge waren stimmig und fließend, wobei die Akteure sich nie auf eine männliche oder weibliche Rolle des Romans reduzierten. Sie wechselten zwischen kurzen Dialogen und längeren Passagen, waren sowohl in den russischen Namen als auch in den französischen Sequenzen textsicher. Der abschließende Applaus war sehr herzlich, was die Akteure berührte und sie zu einem Dank für das „aufmerksame Publikum“ animierte. Dreimal mussten Eva Klemt, Clemens von Ramin und Ekaterina Doubkova vor den roten Vorhang, um sich de Lorbeeren in Form von Beifall abzuholen und auch Autogrammwünsche zu erfüllen.
Nümbrecht - Matinee auf Schloss Homburg bot eine literarisch-musikalische Reise.
Seit Jahrhunderten, ach was, seit Jahrtausenden bewegt die Menschen eine Frage in besonderem Maße: Wie erreiche ich mein persönliches Glück. Und dabei gilt es zunächst, zu definieren, was denn eigentlich Glück ist. Die Antworten sind so verschieden wie das Leben. Barbara Auer und Clemens von Ramin unternahmen am Sonntagmorgen auf Schloss Homburg bei einer literarisch-musikalischen Matinee den Versuch, die schriftstellerische Umsetzung des Mythos „Glück“ in verschiedenen Jahrhunderten und aus unterschiedlichen Ansätzen deutlich zu machen. Prosa und Lyrik, dichterische Kunst und freie Gedanken, Tolstoi und Dostojewski begeisterten die Besucher im Schlosshof. Das hatte auch mit der musikalischen Untermalung zu tun, die auf die Textpassagen abgestimmt war. Paulo Pereira, Saxophon und Matthäus Winnitzki, Klavier, schufen einen Klangteppich, auf denen die Worte der beiden Erzähler der ausgesuchten Textstücke quasi dahingleiten konnten.
Festspiele
Mit „Musik und Literatur“ waren in Ulrichshusen der Vorleser Clemens von Ramin und der Pianist Louis Schwizgebel-Wank zu erleben.
Ulrichshusen. Die Runde war auch am Sonntag wieder groß, wie jedes Jahr zu den Adventskonzerten der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern im Winterwunderzauberland Ulrichshusen. Der große blonde Märchenonkel Clemens von Ramin nimmt, wie eine Lichtgestalt, sein Publikum mit auf eine vorweihnachtliche Weltreise. Der Mann wie ein Baum ist keine Schauspieler, kein begnadeter Darsteller, bei dem ein Komma im Text zum Höhepunkt werden kann oder bei dem Dynamik besonders raffiniert ist. So entsteht ein beinahe gemütlicher Sog von Buchstaben, Worten, Sätzen und Texten, bei dessen Zuhören man wieder Kind sein darf, ganz einfach Kind und eingelullt wird in pure Harmonie. Man darf innerlich seufzen, wenn Clemens von Ramin von der Tanne in Brasilien (Michael Medwig) erzählt. Heulen darf man auch getrost, wenn er sich ganz zurücknimmt, sozusagen hinter der sonoren Stimme verschwindet, den begnadeten Erzähler Tschechow und den Waisenjungen Wanjka verbal in den Schloss-Saal holt.
Wenn Ramin in Ephraim Kishons bösen kleinen Mikrokosmos gelandet ist, dann ist er ganz bei sich. So wie er die Parabel vom Verschenken oder besser Nicht-Verschenken ein wenig näselnd und genießerisch versnobt rezitiert, macht Weihnachten irre spaß: für die geliebte Ehefrau gibt es mal wieder eine zauberhafte Stehlampe und für den Herren im Hause so wundervoll sinnlose Dinge wie Fechtausrüstungen und persische Wasserpfeifen. Da braucht man keine Feinde mehr, und Geld ist nicht wichtig, solange der Kredit noch verlängert wird. Mit diesen Weihnachtsbotschaften trifft der Meister der Stille hinter den Worten immer genau ins Schwarze des Humors.
An der Seite der rezitierenden charmanten Allzweckwaffe gab der 20-jährige Pianist Louis Schwitzgebel-Wang sein Festspiel-Debüt. (....) Dieser Louis Schwitzgebel-Wang ist donnerfreudig und intellektuell – eine hochexplosive Mischung.
B.Bernstein
Wittstocker Gymnasiasten bekamen eine Lesung geschenkt
WITTSTOCK „Also ich bin für den Deutschen“, sagte Clemens von Ramin. Stille und pures Entsetzen bei den Wittstocker Gymnasiasten. Der Deutsche war doch das Schwein, der Deutsche hat doch seinen Freund verraten! Wie kann der Schauspieler aus Hamburg so etwas sagen? Er wollte mit dieser Aussage natürlich nur provozieren – und das gelang ihm auch. „Noch nie war es so lange so still“, sagte er.
Dank einer großzügigen Sponsorin konnten Clemens von Ramin und der Dramaturg Andreas Lübbers für eine Lesung der ganz besonderen Art ans Wittstocker Gymnasium geholt werden. Der kurze Briefroman „Adressat unbekannt“ wurde 1938 von der Amerikanerin Kathrine Taylor geschrieben. Was sie sich ausgedacht hat, wurde wenige Jahre später wahr: Der Nationalsozialismus und die Judenverfolgung in seiner extremsten Form. Die Schüler hörten, was sich der Jude Max und sein deutscher Freund Martin, die gemeinsam eine Galerie in San Francisco hatten, in ihren Briefen zu berichten hatten, nachdem Martin zurück nach Deutschland gegangen war.
Die Briefe wurden zwischen November 1932 und März 1934 geschrieben. Aus der Freundschaft wird Hass – vom Deutschen geschürt und vom Juden nicht verstanden. Die in Wien und später in Berlin lebende Schwester des Juden sucht bei Martin Schutz vor ihren Verfolgern der SA – und wird im Stich gelassen. Die Briefe kommen zurück – mit dem Stempelaufdruck „Adressat unbekannt“.
Nach der provozierenden Aussage des „Darstellers“ des Deutschen“ kam zögerlich eine Diskussion zustande. „Der Deutsche hatte kein Selbstbewusstsein.“ „Er hätte seinem Freund die Situation in Deutschland besser erklären müssen.“ „Freundschaft sollte man nicht von der Rasse abhängig machen.“ Und es hieß auch: „Diese Situation können wir heute wohl nicht mehr nachvollziehen. Wir wissen nicht, unter welchem Druck die Leute damals standen.“
Clemens von Ramin und Andreas Lübbers forderten die Schüler auf, so viel wie möglich über diese Zeit zu lesen. Filme und das Internet können nicht mal ansatzweise das vermitteln, was man aus Romanen und Zeitzeugenberichten erfahren kann. „Setzt euch damit auseinander.“
Das Buch „Adressat unbekannt“ ist erstmals im Jahre 2002 in Deutschland veröffentlicht worden. Kö
Mit einer ausgewogenen Textauswahl begleitet von der brillanten Pianistin Ekaterina Doubkova – überzeugte Rezitator Clemens von Ramin bei seiner Lesung im Pinneberger Ratssaal.
Wer eine Lesung „Heimat“ betitelt, begibt sich auf eine mutige Gratwanderung am Rande des politisch korrekten. „Man wird schnell in eine rechtsradikale Ecke gedrängt“, diese Erfahrung hat Schauspieler Clemens von Ramin auf seiner Lesetour durch Deutschland häufig gemacht. Zum zweiten Mal gastierte er am vergangenen Freitag auf Einladung des Kulturvereins im Pinneberger Ratssaal.
Dass er eher konservativ denke, daraus mache er keinen Hehl. Doch mit Nazis habe er nicht am Hut, betonte von Ramin. Und das stellte auch Gastgeber Fritz Garben in seiner Begrüßung klar: „Heimat ist ein menschliches Grundbedürfnis, das hat grundsätzlich nichts mit Flucht und Vertreibung zu tun. Es wäre falsch, wenn der Begriff stets nur verbunden würde mit einer Generation, die ihre verlorene Heimat wiederhaben möchte.“ Für den Kulturverein stehe die Auseinandersetzung der Zuhörer mit ihren eigenen Wurzeln im Mittelpunkt.
Von Ramin bot zum einen den klassischen Kanon des Bildungsbürgers auf: Rückert, Storm, Nietzsche, von Fallersleben. Melancholie, romantischer Nationalstolz des 19. Jahrhunderts – konservativ und niveauvoll eben. Kompositionen von Schuhmann, Brahms, Schubert, Liszt und Skrjabin, ausdrucksvoll interpretiert von der herausragenden Pianistin Ekaterina Doubkova, verstärkten den Eindruck traditionsbewusster Bildungsbürgerlichkeit noch. Handwerklich perfekt vorgetragen – sonore, ausdrucksstarke Stimme, minimaler Gestik, aufrecht stehend – wären diese in sich sehr schönen Texte allein fast ein wenig langweilig gewesen.
Dass der Abend insgesamt anregend und zuletzt sogar sehr heiter wurde, lag vor allem an der Ausgewogenheit der Textauswahl. Von Ramin gab auch Autoren eine Stimme, die zwar zweifelsfrei als Könner ihres Fachs gelten – aber keinesfalls in den Verdacht geraten würden, allzu staatstragend geschrieben zu haben: Fontane und Frisch, Tucholsky, Borchert und Heine – zuletzt DDR-Ikone Stefan Heym. Wohltuend-denkanstoßender Kontrast zu all den fertigen Empfindungen und Eindrücken: Max Frischs „Fragebogen“. Oder die innige Heimatliebe eines bekennenden Linken wie Kurt Tucholsky.
Ein gelungener Abend, der mit verdientem Beifall belohnt wurde.
"Heimat´ - darf ich das sagen?"
Ein Wort nämlich, mit dem es in Europa wohl keine Nation so schwer nimmt wie die deutsche. Die Historie hat eben auch in Bezug auf den Sprachge-brauch der Deutschen Spuren hinterlassen. So ist "Heimat" in deutschen Landen oft noch immer ein zwiespältiger Begriff. Den allerdings hat der aus Hamburg Stammende Sprecher und Vorleser Clemens von Ramin aufgegriffen und als Thema für sich entdeckt. (....)
Mit seinen einleuchtenden Texten, mit nachdenklichen, besinnlichen, aber auch kritischen Inhalten zum Thema "Heimat", gelang es dem Sprecher schnell, seine Zuhörer zu begeistern und zu fesseln. Ja, es schien ihm gar gelungen, aus einfachen Hörern wahre Zuhörer zu machen.
Der 38-Jährige sieht in den Texten von namhaften Autoren wie Heine, Fontane, Tucholsky und Eichendorff bis hin zu Ganghofer, Heym und Eckelmann schlicht Wohltuendes zu einem Thema, das, so von Ramin, in jedem einzelnen wohnt, für jeden eine andere, aber unbedingt erhebliche Bedeutung hat, und ganz sicher Wert ist, damit einmal zwei Stunden zu verbringen."
Und diese ausgesprochen angenehme Zeit verstrich wie im Flug und nur zu gerne folgten die Zuhörer ihrem Vorleser in die Texte hinein. (...)
Sicher scheint, dass der Vorleser mit der Auswahl seiner literarischen Werke Antworten auf die Frage Karl Geßlers gefunden hat.
Der Verwaltungsleiter hat in seiner Begrüßung die Frage gestellt: "Ist Heimat ein Gefühl, oder ist Heimat eine Hoffnung, eine Sehnsucht, wenn man in der Fremde lebt? Oder ist Heimat eine Lebensweise oder gar eine Utopie, gesucht und nicht zu finden?" (...)
Wer mit "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" nicht vertraut ist, wird kaum vermuten, dass diese und noch weit eindeutigere Worte von Thomas Mann stammen. Wer aber, wie die vielen Zuhörer des Literaturcafés am Mittwochabend in der deutschen Zentralbücherei in Apenrade, den Roman kennt, der war gespannt darauf, wie Clemens von Ramin die Charaktere zum Leben erwecken wird.
Der in Hamburg geborene Sprecher und Erzähler gab zur Einführung zu erkennen, dass der Felix Krull für ihn "der Unterhaltungsroman schlechthin ist." Allerdings ist dieser Roman nicht typisch, betonte der Schauspieler auch.
Die Lesung dann zog die Zuhörer ganz in den Bann der Sprache Thomas Manns, der eine Person erschuf, die " sich genial durchs Leben gemogelt und verstanden hat, Illusionen aufzubauen".
Als Einstieg las Clemens von Ramin Passagen, die sich mit dem Schulschwänzen des jungen Felix beschäftigten....
Seine ganze Kunst entfaltete Clemens v. Ramin aber beim Lesen der Szenen mit Madame Houpflé. Hier gab es keine Zweifel, worum es ging: um die körperliche Liebe, um Diebstahl, um Juwelen.
Clemens von Ramins Darbietung war schlichtweg köstlich. Wenn er respektive sie mit Leidenschaft dahin hauchte "Du entkleidest mich kühner Knecht" oder "mein kleiner nackter Lifttreiber", sahen die Zuschauer die Szene vor sich, rochen den Schweiß der Liebe und spürten die wärme der atlasumspannten Decken.
Ein höchst vergnüglicher Abend.
CLK
Clemens v. Ramin im Schloß Reinbek
Eine doppelte Premiere und die Wiederentdeckung einer Tradition erlebten Literaturfreunde gestern im Festsaal des Reinbeker Schlosses. Zum ersten Mal las der Sprecher und Erzähler Clemens von Ramin in dem Saal, in dem schon der "Vorleser der Nation" Gerd Westphal umjubelt wurde. Er trug eine von ihm eingekürzte Fassung von Theodor Fontanes Roman "Unwiederbringlich" vor. Im nächsten Jahr wir er mit Texten von Thomas Mann auftreten. Daraus wird sich, so die Erwartung von Kulturmanager Bernd M. Kraske, eine Tradition entwickeln: "Wir wollen, so wie früher Lesungen am Sonntag vormittag durchführen." Mit von Ramin habe er einen Erzähler gewonnen, dem die Texte am Herzen lägen.
Mit "Unwiederbringlich" hatte sich von Ramin einen schwierigen Text vorgenommen. Glänzt Fontane in anderen Romanen mit geschliffenen, ironischen Dialogen, mit denen jeder gute Vorleser leicht reüssieren kann, wird die Handlung hier über weite Strecken durch Briefe transportiert. Das verlangt vom Publikum eine erhöhte Konzentration und vom Vortragenden die Gabe, seinen Zuhörern über die Klippen dieses sperrigen Textes hinwegzuhelfen. Von Ramin beherrscht diese Kunst. Er schlüpft in verschiedene Rollen, verleiht den Fontane`schen Figuren stimmliche Konturen und fühlt mit ihnen. Am Schluß durfte er sich über lebhaften Applaus freuen.
Vor Jahren saß Dagmar Berghoff, damals bereits die deutsche Nachrichtensprecherin, in einem Zugabteil. Ein älterer Herr sprach sie an, man kam ins Plaudern, er war offenbar ahnungslos, wer da vor ihm saß, jedenfalls sagte er plötzlich: „Also wissen Sie, gnädige Frau, mit Ihrer Stimme sollten Sie zum Fernsehen gehen!“
Bei Clemens von Ramin war es etwas anders, der ältere Herr, der riet: „Mach endlich etwas aus deiner Stimme“, war der Prominente. Es war Martin Benrath, auch wenn Clemens von Ramin das nicht so gern erwähnt, weil es falsch verstanden werden könnte, angeberisch. Und diesen Eindruck möchte er auf keinen Fall erwecken. Der 37-Jährige ist schließlich Hamburger, Spross einer alten Adelsfamilie in der Ehre keine Peinlichkeit ist. Aber deswegen sitzen wir nicht im Hamburger Literaturhaus am Schwanenwik, eine Art Erlebnisgastronomie für kulturbeflissene Leseratten sondern weil er diese unglaubliche Stimme hat und mich vor einiger Zeit eine Leserin fragte ob ich ihn kennen würde. Nein. Aber man kann ja mal anrufen.
Kennen Sie das? Sie hören eine Stimme am Telefon und sind sofort im Kino. Hören gar nicht richtig zu, sondern lassen sich vom Timbre in eine Hollywood-Fantasie entführen. Und eigentlich möchte man die Stimme nicht kennen lernen, weil Vorstellung und Realität wie bei Büchern und Verfilmungen selten deckungsgleich sind. Ich war mir zum Beispiel völlig sicher, dass Clemens von Ramin dunkelhaarig, älter und galant ist. Mit der blonden Popperfrisur hatte ich nicht gerechnet. Aber galant ist er, mit sehr blauen Augen und mit Manieren, die nicht von Manieriertheit kommen. Und er hat wirklich eine dolle Stimme. Da kann Michael Douglas einpacken und Mario Adorf ein bißchen neidisch werden.
Wer ihn gehört hat, wer von Herzen geschluchzt hat, wie das Publikum kürzlich bei der zweistündigen Lesung von Kuprins „Granatarmband“ in der Hamburger Musikhalle, kurz, wer ergriffen war in Theatern, Schlössern und Kirchen, bei Jagdgesellschaften und Adventrunden, der geht wieder hin. Doch so richtig Karriere machen, das kann der Offizierssohn nicht. Jedenfalls prügeln sich Hörbuchfirmen nicht um ihn. Noch nicht, denkt er.
Er will es ja nicht über das Knie brechen, nicht um der Popularität willen bei „GZSZ“ in die Kamera schmachten, sondern „über Qualität kommen“. Das müsse sich doch einfach durchsetzen. Er ist halt Vorleser. Nicht Nachplapperer.
Und er hat Zeit. Es hat schließlich auch Jahre gedauert, bis er überhaupt seine Berufung entdeckt hat. Darüber sind eine Ehe und Illusionen geplatzt. Aber jetzt weiß er sicher: „Das Wort ist meine Stärke.“ Es klingt als sei er verliebt. Missionarisch ist er in jedem Fall. „Spiel des Lesens“ heißt seine Initiative zur Förderung der Lesestärke an Schulen, die er gemeinsam mit dem Dramaturgen Andreas Lübbers, bereits erfolgreich inszeniert.
Als Kind war das Lesen das Allerletzte. Ohnehin wollte er die Schule bereits in der 2. Klasse beenden. „Das schwarze auf dem Papier sind die Buchstaben“, hat der Vater immer gefrotzelt. Ein Bildungsbürger, der aus einem großen Fundus an Gedichten und Liedern frei zitieren konnte (und kann), der Sohn mochte es, inspiriert hat es ihn nicht. Jetzt hat er selbst ständig schönste Worte parat.
Nach der 11. Klasse war endgültig Schluß, eine Lehre zum Schiffskaufmann klang verführerisch nach großer Welt. Am dritten Arbeitstag in Hamburg war der Traum bereits ein Albtraum, aber der Preuße in ihm zog die Ausbildung durch und ging dann zum Bund. Unzufrieden reiste er schließlich acht Monate quer durch Süd- und Südwestafrika. Der Stein der Weisen blieb verborgen. Die Ruhelosigkeit, die er als Teenager verinnerlichte angesichts der vielen, durch den Beruf des Vaters bedingten Ortswechsel, blieb. Also verkaufte er Pumpen für eine amerikanische Firma, kündigte nach drei Monaten, ging in die Werbung, kündigte nach drei Monaten. Landete zufällig beim Fernsehen in Hamburg, als freier Toningenieur, hielt es acht Jahre aus, machte sich einen Namen. Bis Martin Benrath mahnte.
Deswegen hat er ein Kinderbuch von Ulrike Folkerts für den Uccello-Verlag gesprochen. Und sich eine Professorin für Stimm- und Sprechausbildung gesucht. Damit kamen erste Film-Engagements, Angebote als Sprecher für Hörbücher und Werbefilme. Sechs Jahre ist das her. Und allmählich spricht er sich rum. In Altersheimen hat er angefangen zu lesen, parallel zum Tonjob, bis er schließlich den Absprung fand und sich voll auf Lesen und Schauspielern konzentrierte. „Ich mußte erst meine Angst davor verlieren, ein Künstler zu sein. Die, die ich kannte, waren oft einsam oder dicht am Alkohol.“ Es war Benrath, der sagte: „Wenn du 17 wärst, könnte ich deine Angst verstehen. Aber so wie du von Familie und Wurzeln sprichst und sie lebst, brauchst du sie nicht zu haben.“ Jetzt hat der Tonmeister Worte statt Angst. Und macht großes Kino im Kopf.
Im Banne traumhafter Musik und Poesie
Eine Abendunterhaltung wie zwischen Tag und Traum: Worte voller Klang, Klaviermusik voller Poesie – wie nah sich Sprache und Musik kommen können, das gleicht fast einer Liebesgeschichte. Und um eine solche ging es. Ekaterina Doubkova am Flügel und Clemens von Ramin als Rezitator gestalteten Gefühlsvariationen in einer musikalisch-poetischen Einheit rund um die Novelle „Das Granatarmband“ von Alexander I. Kuprin (1870-1938)
Konzert und Rezitation verschmolzen auf geradezu mystische Weise, berauschend wie schwerer Wein. In der evangelischen Kirche Ramholz, im Rahmen der 10. Ramholzer Musiktage, brachten die beiden Künstler dieses Kunststück fertig. Und das Publikum, das die gesamte Kirche füllte, saß wie gefesselt und atemlos im Bann der verdichteten Eindrücke.
Ekaterina Doubkova, die in aller Welt bereits keine Unbekannte mehr ist, beeindruckte und bezauberte durch hochkonzentrierte, verinnerlichte Interpretationen.
Ebenso überzeugte Clemens von Ramin durch klangvolles Timbre voller Gefühlsschattierungen in allen sprachlichen Facetten. Es gelang ihm feinfühlig, den Wechsel zwischen harten realitätsnahen und weichen, irrealen Stimmungen der Geschichte stimmlich nachzuzeichnen. Nicht nur der Inhalt der Erzählung, sondern ihre sprachliche Besonderheit und typisch russische Gefühlstiefe wurden so deutlich und erprobten die Sinne der Zuhörer.....
Clemens von Ramin las Werke ungarischer Schriftsteller in der Stadtbibliothek
Flensburg/fürs – Die wohlklingende Stimme ist sein Kapital. Eines, das er ebenso wie die Literatur erst spät entdeckt hat. Letzteres wohl „aus Protest gegen den sehr belesenen Vater“. Heute ist die Literatur seine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat. Seit 1997 tritt der Sprachkünstler Clemens von Ramin auf. In Theatern, für Konzerne und Unternehmen. Nach einer langjährigen Tätigkeit hinter der Kamera, setzt er heute selbst die Welt der Literatur in Szene.
„Literatur aus Ungarn – Ungarn in der Literatur“ brachte er am Donnerstag Abend in der Stadtbibliothek näher. Die Auswahl der vorgestellten Schriftsteller „ treffe ich gefühlsmäßig“, erzählte er. Anregungen wollte er geben, über die Literatur die Ungarn zu entdecken. Seine Auswahl war geglückt. Mit Jenó Heltai, Imre Kertéz, Sándor Márai, Attila Joseph, Nikolaus Lenau, Tamás Jonás, Otto Kisz und Ephraim Kishon, dem gebürtigen Ungarn, standen ungarische Klassiker Seite an Seite mit populären Zeitgenossen. Im Zentrum der inszenierten Lesung standen Charaktere, die den Unwägbarkeiten des Schicksals ausgeliefert, Herr der Situation zu werden versuchen.
Behutsam, freundlich und stets voll Achtung verlieh Ramin ihnen Gestalt, mühelos stimmlich von der einen in die andere wechseln. So entstand Lust, selbst auf Ungarn-Entdeckungsreise zu gehen.
Rund 230 Zuhörer verfolgten am vergangenen Freitag die 7. Auflage der Lichterlesung. Die "Werbegemeinschaft rund um den Schliekieker" hatte gemeinsam mit dem Literaturhaus Kiel und der WOCHENSCHAU zu dieser Veranstaltung in das mit Keerzen beleuchtete Gewächshaus im "Hof Königsweg" eingeladen. Thema der Lesung war "Japan" in Anlehnung an das diesjährige Schleswig-Holstein-Musikfestival und den Literatursommer. Unter dem Titel "Unsere Welt ist flüchtig wie Tau" gab Sprecher und Erzähler Clemens von Ramin einen Einblick in die Literaturgeschichte des Landes der aufgehenden Sonne. Im Mittelpunkt seines Vortrags standen dreizeilige japanische Kurzgedichte, Märchen, Kurzprosa und Sagen.
Clemens von Ramin verstand es, den Gästen die für Europäer fremde Welt der japanischen Literatur näher zu bringen. Ulf Brackelmann, verwöhnte die Gäste in der Pause mit einer asiatischen Leckerei - dem "Hatschi-Teller".
Seidel
Kulturamt lud in den kleinen Saal der Oetkerhalle
Bielefeld. Literarische und musikalische Genüsse hat man schon öfter auf Veranstaltungen des Bielfelder Kulturamts erlebt. Diesmal kommen auch kulinarische Genüsse dazu. Ein spanischer Abend mit – vom Restaurant La Strada kostenlos aufgetischten – Tapas, Spanischer Literatur und Flamenco. Auf dem Programm steht eine kleine Reise durch spanische Literatur der letzten vier Jahrhunderte, vorgetragen vom Schauspieler und Sprecher Clemens von Ramin und begleitet von Rüdiger Ziets auf der Gitarre.
„Spanier sei er nicht“, gesteht Clemens von Ramin gleich vorab. Aber er ist getrieben von seiner Liebe zum Wort, hat sich in den letzten Jahren nur noch mit Literatur beschäftigt und kommt somit auch an der spanischen Literatur nicht vorbei. Seine Auswahl an Texten, die einen Querschnitt spanischer Dichtkunst geben sollen, vermitteln Einblick in iberisches Denken und Fühlen. Texte von zarter Schönheit, mildem Sarkasmus, surrealistischen Betrachtungen, dem Hang zu Hochstapelei oder einfach Lebensweisheiten Vermittelnd – all dies findet sich in seinem Programm.
Gitarrist Rüdiger Ziets hat die spanische Musik in sich aufgesogen. Erst vor einer Woche war er mit seinem Ensemble „Gota de Fuego“ in der neuen Schmiede zu Gast. Spanische Literatur mit Musik zu kombinieren, bietet sich förmlich an. Der zu den bedeutendsten spanischen Autoren des 20. Jahrhunderts zählende Frederico Garcia Lorca galt auch als guter Musiker und improvisierte gern auf der Gitarre. In seinem Gedicht „Die Gitarre“ beschreibt Lorca den Rhythmus mit fünf Betonungen im Zwölfertakt der dem „Canto Jondo“ innewohnt. Rezitation und Gitarrenspiel verschwimmen beim Vortrag dieses Gedichts regelrecht ineinander.
Spannungsböden der Rezitationen mit Gitarrenklang unterstützen oder musikalische Echos auf Gedichte folgen zu lassen, damit glänzt Rüdiger Ziets und passt mit seinem Stil vollkommen zum knapp-prägnanten Rezitationsstil Clemens von Ramins.
Unter den weiteren bekannten und weniger Bekannten Autoren, deren Texte im ersten Teil dieses Abend vorgestellt werden, finden sich der Literaturnobelpreisträger Juan Ramón Jeménez, Ramón Gómez de la Serna, Manuel Vargas. „Willst du Güter und Ehre gewinnen, statt prahlen und schlafen, musst du das Werk beginnen“, dieser Satz, der die Fabel vom Hasen und der Schildkröte resümiert, erhält vom ostwestfälischen Publikum besonderen Szenenapplaus.
Nach ausgiebigem Essen und Trinken folgen im zweiten Teil Szenen aus Miguel de Cervantes vieldeutigem Roman „Don Quijote“. Rüdiger Ziets wird in seinem Gitarrenspiel nun programmatisch-illustrativer, Clemens von Ramin taucht in seinem Vortrag begeisternd in die Rollen der Romanfiguren ein.
Literarisch-musikalischer Abend im Bürgersaal
Gehrden. Das Kulturforum Gehrden eröffnete am Freitag im Bürgersaal des Rathauses die Adventzeit mit einem literarisch-musikalischen Abend, der dem spanischen Autor Miguel des Cervantes gewidmet war. Sein 1605 erschienener Roman vom „scharfsinnigen Ritter Don Quijote von der Mancha“ ist einer der erfolgreichsten Romane aller Zeiten.(....)
Als Interpreten hat das Kulturforum diesmal einen Schauspieler und Rezitator eingeladen, der auf dem besten Wege ist, in die Fußstapfen des verstorbenen Gert Westphal zu treten: Clemens von Ramin ist ein „Sprecher aus Leidenschaft“, der mit seiner besonderen, eindrucksvollen Stimme das Publikum in seinen Bann zieht, einer Stimme, deren klangvolles Timbre einen großen interpretatorischen Facettenreichtum aufweist.
Die Zuhörer ließen sich von Erzähler Clemens von Ramin und Flamencogitarrist Rüdiger Ziets, zwei Profis ihres Faches, willig in die fernen Welten des Ritters von der traurigen Gestalt entführen.
Von Ramin rezitierte bekannte Auszüge. Da durfte der „Kampf gegen die Windmühlen“ oder die „Befreiung der Galeerensklaven nicht fehlen. Der Erzähler gab jedem Charakter seine eigene Stimme, oftmals kräftig betont, dann wieder ungemein komisch.
Unterstützend kam die von Rüdiger Ziets gespielte Gitarre gut zum Zuge. Diente sie meist zur Überbrückung, konnte sie aber auch die Stimmungen in einzelnen Textpassagen wunderbar untermalen.
Durch diese gelungene Darbietung und auf Grund der melodiösen, alten Sprache sahen sich die Zuhörer lebhaft in die Zeit der beiden Helden versetzt.
Ambiente und Vortrag hätte dem stilbewussten Don Quijote bestimmt gefallen: Die musikalisch begleitete Lesung seiner Abenteuer geriet im noblen Herrenhaus des Gutes Stendorf zu einer anspruchsvollen Abendunterhaltung für ein großes Publikum.
Die Zuhörer ließen sich von Erzähler Clemens von Ramin und Flamencogitarrist Rüdiger Ziets, zwei Profis ihres Faches, willig in die fernen Welten des Ritters von der traurigen Gestalt entführen...
Von Ramin rezitierte mit seiner eindringlichen, tiefen Stimme die wohl bekanntesten Auszüge. Da durften der Kampf gegen die Windmühlen, die Prügelei in der Schenke oder die "Befreiung" der Galeerensklaven nicht fehlen. Der Erzähler gab jedem Charakter seine eigene Stimme, oftmals kräftig betont, dann wieder ungemein komisch.
Die von Rüdiger Ziets gespielte Gitarre kam unterstützend gut zum Zuge. Diente sie meistens zur Überbrückung, konnte sie aber auch die Stimmungen in einzelnen Textpassagen wunderbar untermalen. Durch diese gelungene Darbietung und auf Grund der wundervoll melodiösen, alten Sprache sahen sich die Zuhörer lebhaft in die Zeit der beiden Helden versetzt
Hatte Cervantes eigentlich sein Werk als Persiflage über eine vergangene Epoche gedacht, war die Wirkung doch eine andere: Der Roman rief damals eine wahre Rückbesinnung auf die ritterlichen Tugenden hervor. Die auch heute noch was zu sagen haben, wenn man nur hören will. Clemens von Ramin riet denn auch, als Vermächtnis des Don Quijote mehr Courage zu zeigen.
Jo Heitz